Shedhalle | 18.07.03->>10.08.03 | Schlachthausstr.13, 72074 Tübingen

 

Swinger-Staffellauf

Stefan Wischnewski :27.06-2.07.03

Wolfgang Stehle : 3.07-9.07.03

Martin Wöhrl : 10.07-17.07.03

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Susanne Jakob(Künstlerische Leitung, Kunstverein Neuhausen e.V.)

".... So war beispielsweise das Konzept der Münchner Gruppe “Swinger” offen angelegt und basierte auf Teamwork und Kommunikation. Die vieldeutige Bezeichnung “Swinger” verweist dabei mit seinem promiskuitiven Bedeutungsaspekt auf das Spiel im Kunstbetrieb, das in erster Linie der Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern und dem Aufbau eines eigenen Netzwerks dient. Erst in zweiter Linie verweist die Bezeichnung auf das schon im Musikbereich praktizierte Aneignen, Sampeln und Mixen von unterschiedlichen Materialien und Stilen. Die “Swinger” fanden sich nach dem Prinzip eines Staffellaufs in der Ausstellungshalle ein. Jeder der Swinger-Künstler blieb eine Woche und arbeitete an den Vorgaben weiter, die der andere hinterlassen hat. (Vgl. Prinzip der cadavres exquis) Der Münchner Künstler Stefan Wischnewski kam als erster nach Tübingen und fand sich in der Rolle eines Gast-Arbeiters wieder, der sich mit touristischem Blick der Fachwerkromantik der Universitätsstadt nähert. Ein typisch touristisches Requisit, eine Postkarte der Tübinger Altstadt, bildet dann auch die Vorlage für die dreidimensionale Installation in der Shedhalle. (in Packsack eingenäht) Aus mobilen und verfügbaren Materialien, die auch als Sinnbild des künstlerischen Nomaden-Daseins zu lesen sind wie beispielsweise Zeltstangen, Planen, Lastenhund mit Nähmaschine, konstruiert Wischnewski eine offene urbane Struktur, die von Wolfgang Stehle weiterentwickelt wurde. Durch den Ausbau von Kieswegen, Gartenbeeten und Brückengeländer mit Do-it-Yourself Bauhaus- und Verpackungsmaterial erhält die Situation eine narrative Verstärkung: aus dem eher funktionalen Arrangement von Wischnewski entwickelt Wolfgang Stehle eine kleinstädtische Vorgartensituation mit Hundehütte, implantierten Zimmerpflanzen und Bouquets aus Bierflaschen (Martin Wöhrl). Der bürgerliche Vorgarten wird damit zur Schnittstelle von öffentlichem und privatem Leben. Der dritte Swinger Martin Wöhrl öffnet die kleinstädtische Situation zu einem öffentlichen Platz. Dieser etwas höher gelegte Platz (Bandstand) erhielt aus verschieden farbigen Teppichfliesen ein patchworkartigen Bodenmuster. Der für den öffentlichen Raum zu aufwändige Bodenbelag ist daher ebenfalls als Verweis und als “ up date” einer Bodenarbeit des amerikanischen Minimal Künstlers Carl Andre zu lesen. (Carl Andre: Bodenplatten aus Kupfer, Stahl, Messing) Trotz unterschiedlicher künstlerischer Methoden und Materialvorlieben entstand aus dem Teamwork der “Swinger” eine weitgehend homogene, horizontale Wucherung im Raum, die zugleich auch Sinnbild eines diskursiven Mit- und Gegeneinander ist...."

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Ausstellungseröffnung "Raumbesetzung", Fr 18. 07. 03, 19:00 Uhr

Begrüßung: Carola Dewor Einführung: Susanne Jakob

Performance: Thomas Putze teilnehmende

KünstlerInnen: Tilmann Eberwein Andreas Mayer-Brennenstuhl Thomas Putze Andrea Staroske Mirja Wellmann SWINGER: Wolfgang Stehle Stefan Wischnewski Martin Wöhrl

Zu sehen sind die Ergebnisse des dreiwöchigen Symposiums, das vom 27. Juni bis 17. Juli vor Ort stattgefunden hat. 8 Künstlerinnen und Künstler aus der Region Stuttgart und München haben sich die weitläufige Halle während dieser 3 Wochen in prozessorientierter Weise angeeignet: konzeptionell, objekthaft, körperbezogen, mit Aktionen oder Installationen auf den Raum reagierend, im Raum wohnend. Die Künstlergruppe “"Swinger" (Wolfgang Stehle, Stefan Wischnewski, Martin Wöhrl) aus München trägt mit einem "Staffellauf" zur Ausstellung bei: jeder der drei Künstler arbeitete 1 Woche vor Ort, um das Entstandene anschließend an den nächsten zu übergeben, der wiederum 1 Woche lang auf das Begonnene reagierte. Thomas Putze erobert sich kletternd Decken und Wände der Halle. Andrea Staroske breitet unzählige Erbsen zu einem Teppich aus, während Mirja Wellmann hörend das nicht sichtbare Geschehen notiert und transformiert. Tilmann Eberwein schafft eine Raumskulptur zum Thema "Fernsehen" und Andreas Meyer-Brennenstuhl hat einen Bar und Liegebetrieb installiert.